Goat Mountain

Vier Männer 1978 auf der Jagd in den kalifornischen Bergen. Vater, Großvater, ein Freund und der Sohn, der nun zum Mann werden soll, indem er seinen ersten Hirsch schießt. Was der Elfjährige als Erstes im Visier hat, ist allerdings kein Hirsch, sondern ein Mensch: ein Wilderer, der sich im angestammten Jagdrevier der Familie herumtreibt. Mangels eines Fernglases hat ihn der Vater durch das Zielfernrohr seines Bärentöters beobachtet, und nun lässt er auch mal den Sohn hindurchschauen. Der Junge drückt ab und erschiesst den Wilderer.
Die Männer setzen ihre Jagd fort. Den Kadaver des Wilderers begraben sie nicht, sondern stopfen ihn erst in einen Sack und hängen ihn später auf wie ein Stück Wild. Er begleitet sie wie eine groteske Gestalt, in der es vor Leben (Maden!) wimmelt. Der Großvater, eine fleischige Karikatur des alttestamentlichen Gottes, ergeht sich in markig-martialischen Sentenzen über Strafe und Vergeltung, das Leben des unseligen Enkels will er auslöschen. Der Freund des Vaters hingegen will den Fall möglichst schnell dem zuständigen Sheriff melden. Was der Vater will, weiss er selber nicht. Diese Undifferenziertheit spitzt sich zu und mündet schliesslich in der Katastrophe.

Die Bibel, die zornigen Mythen des Alten Testaments - das sind die Bezüge, über die der Erzähler im Rückblick auf das Verhängnis schroff räsoniert: "Für uns ist Kain der Brudermörder, aber wen sonst hätte er denn töten können? Kain und Abel waren die Ersten, die geboren wurden. Kain tötete, was da war." Eine ungeheuerliche Wendung: Existiert der Drang zu töten womöglich vor allen Motiven für die Mordtat? Wie bei dem Elfjährigen, der nicht weiß, warum er den Abzug drückte und den Wilderer zerfetzte. War es der Moment maßloser Macht, den er auskosten musste?

Was hier vorliegt, ist ein richtig guter Indianerroman, ein glaubhaftes Männerbuch ohne verlogenen Kitsch und falsche Romantik.

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