Dolfi und Marilyn

Adolf Hitler und Marilyn Monroe klonen? Darf man das? Im Frankreich des Jahres 2060 kein Problem – solange es sich um legale, ordentlich registrierte Klone handelt, die nicht unkontrolliert in Umlauf geraten. Aber das Modell A.H.6, das Tycho Mercier, alleinerziehender Geschichtsprofessor, bei einer Tombola gewonnen hat, trägt nicht die übliche Matrikelnummer am Hals. Genauso wenig wie die Traumfrau Marilyn, die ein Nachbar sich zugelegt hat – als pflegeleichte Gefährtin für Heim, Herd und Bett. Denn die Klone sind zwar äußerlich identische Kopien von einst lebenden Menschen, seelisch und intellektuell aber unbeschriebene Blätter, sodass ihre Halter sie nach Bedarf formen können.

Tychos Sohn ist vom neuen Hausgast begeistert und spielt mit Dolfi, wie er ihn nennt, stundenlang am Computer den Zweiten Weltkrieg nach. Tycho selbst dagegen weiss, dass er seinen unwillkommenen Gewinn umgehend an die Behörden hätte zurückgeben müssen, denn die Produktion von Hitler-Klonen ist mittlerweile streng verboten. Aber er möchte nicht, dass A.H.6 in das Liquidierungszentrum kommt, wo auf ihn und andere ausgediente Klone ein unaussprechliches Schicksal wartet.

Für Tycho spitzen sich die Dinge zu, als sein Nachbar stirbt und er auch noch dessen Marilyn-Klon erbt. Aber es gibt Menschen und Institutionen, die die Vorgänge im Hause Mercier äusserst kritisch beobachten, und eines Tages steht die Polizei vor der Tür. Die beiden Klone können gerade noch gemeinsam fliehen. Tycho kommt mit einem Bußgeld davon. Erst drei Jahre später begegnet er einer müden, glanzlosen Marilyn in einem heruntergekommenen Nachtclub wieder, wo sie für sich und ihre neugeborene Tochter mühsam den Lebensunterhalt verdient. Dolfi, der Vater, hat ein paar merkwürdige Typen kennengelernt und sich abgesetzt, wie Marilyn berichtet.

Wiederum ein paar Jahre später bekommt er eine Einladung "im Namen des Kanzlers" in ein ominöses, neu gegründetes Fürstentum im Schwarzwald. Und damit wird die Satire perfekt.

Übrigens: Wer sich hinter dem Namen "François Saintonge" verbirgt, bleibt bis heute ein Rätsel. Er selbst bezeichnet sich als "Klon eines Autors, der entschlossen ist, im Hintergrund zu bleiben".

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