Ein Freund der Erde
Amazon-Text: Boyle beschreibt eine bitterböse
Endzeitgroteske, in der der Homo sapiens seine Erde endgültig zu einer
Mischung aus Wüstenplanet und Müllkippe heruntergewirtschaftet hat.
Unter ewigem Dauerregen siecht in Kalifornien eine hautverkrebste Bevölkerung
dahin. Nahrung (sofern dies noch den Namen verdient) und Strom sind Mangelware.
Die Atmosphäre: eine Giftküche, in der es selbst im einstigen Sonnenstaat
mittags um drei schon stockfinster wird. Immerwährende Superorkane haben
die Menschen gezwungen, in fest verankerten Betonquadern dahinzuvegetieren.
Aus anderen Weltregionen hört man ähnlich Beruhigendes: Rhein und
Loire sind inzwischen bevorzugte Reisanbaugebiete!
Wir schreiben das Jahr 2025. Tyrone O'Shaughnessy Tierwater, kurz Ty genannt, hat ein bewegtes Leben hinter
sich. In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gehörten er, seine
zweite Frau Andrea sowie Tochter Sierra zu der Sorte radikaler Umweltschützer,
die sich schon mal mit den Füßen als lebende Straßenblockade
einbetonierten, um einen tausendjährigen Mammutbaum vorm finalen Axthieb
zu schützen. Inzwischen ist Ty fünfundsiebzig und reichlich
desillusioniert. Frau und Tochter hat er seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen,
Umweltschutz hat sich mangels Umwelt auch erledigt. Sein Broterwerb wird durch
die Marotte eines superreichen Popstars gesichert, die Pflege einer Privatmenagerie
vom Aussterben bedrohter Viecher mit anheimelnden Namen wie "Schabrackenhyäne",
"Patagonischer Fuchs" und "Warzenschwein". In diesem eher düsteren
Lebensabschnitt taucht aus heiterem Himmel Andrea mit einem Spezialauftrag
bei ihm auf. Schlagartig holt den armen Ty seine geheimnisvolle Vergangenheit wieder ein!
Boyles Stärke ist m.E. die bilderstarke und sehr eindringliche Sprache. Manchmal ist sie mir zu stark. Die Figuren berühren mich wenig. Nicht durchwegs konsequent: Die Menschen leben unter dem Existenzminimum, Tierwater kann trotzdem problemlos in einem Geländewagen à la Humer herumkurven. Scheinbar kann man sich als Amerikaner eine eingeschränkte Mobilität auch in der Endzeit nicht vorstellen. (M. Fäs, 2008)
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